Sportgeflüster der Fellbacher Zeitung

Wenn man bedenkt, dass es in dieser Saison in der Württemberg-Liga auch bis nach Wangen ins Allgäu (225 Kilometer) geht, dann war die Reise der Handballer des TSV Schmiden nach Beilstein geradezu ein Katzensprung. Lediglich 45 Kilometer war das TSV-Team unterwegs, um sich mit einer 26:33-Niederlage bei der SG Schozach-Bottwartal wieder auf den Heimweg zu machen. Noch deutlich kürzer als für sein Team war freilich die Anreise für Benjamin Koch. Der Schmidener Trainer benötigte dafür nicht einmal einen motorisierten Untersatz, denn er wohnt gerade mal 400 Meter von der Langhanshalle entfernt. Der 39-Jährige, der seit Sommer bei den Schmidener „Pumas“ in der Verantwortung steht, ist handballerisch beim TSV Gronau groß geworden, einem von fünf Vereinen, die sich 2015 in der Region südlich von Heilbronn zu einer Spielgemeinschaft zusammengeschlossen haben. Neben der eigenen Karriere coachte er von 2001 bis 2008 bereits Jugendmannschaften seines Heimatvereins und kehrte von 2018 bis 2020 nach Stationen in Großbottwar, Flein und Neckarsulm als Jugendkoordinator zur SG zurück. „Gefühlte 90 Prozent“ der rund 250 Zuschauer des Württemberg-Liga-Spiels kannte Benjamin Koch persönlich, entsprechend groß war das Hallo in der Halle für den Schmidener Coach und seinen Bruder Manuel Koch, der ihn zu Saisonbeginn als Spieler mit zum TSV begleitet hat. Natürlich musste sich der „verlorene Sohn“ im Laufe der 60 Spielminuten einige lieb gemeinte, neckische Frotzeleien seiner Freunde und Verwandten von der Tribüne anhören, die mit Ausnahme der Ehefrau allesamt zur heimischen SG hielten. „Meine Schwiegermutter hatte sich zunächst noch überlegt, das Schmidener Trikot anzuziehen, aber sie hat sich dann doch nicht getraut“, erzählt Benjamin Koch mit einem Schmunzeln. Der Schwiegervater hingegen, seinerseits Mitglied im Förderverein der SG, beklatschte jedes erzielte Tor gegen den eigenen Schwiegersohn und dessen Team lautstark. „Es war insgesamt ein toller Tag, auch wenn wir die Punkte lieber mitgenommen hätten“, sagt Benjamin Koch. Beim Rückspiel in Schmiden am 16. März 2024 wird der Industriekaufmann auf der TSV-Bank dann selbst nach 45 Kilometern Anreise der sportliche Gastgeber für das SG-Team des ehemaligen Schmidener Trainers Henning Fröschle (2017 bis 2019) sowie für die zahlreichen Freunde und Verwandte sein, die ihr erneutes Kommen angekündigt haben.

erstellt von hal von der Fellbacher Zeitung